Der Handwerker, Fabrikbesitzer und vielfache Erfinder Johann Keusch, wurde am 3. Juni 1809 als zweites von vier Kindern in Fels am Wagram, Haus Nr. 109 (heute: Obere Marktstrasse 43), als Sohn eines Kleinhäuslers geboren.
Laut der Pfarrmatrik Fels war der Vater Lorenz Keusch Inwohner, die Mutter Anna-Maria geb. Preysingerin, der Taufpate Mathias Schreibeis Schneidermeister in Fels.
Nach Erlernen des Zeugschmiedgewerbes kam Johann als Geselle nach St. Pölten und heiratete im Jahre 1835 in St. Pölten Katharina Kirchmayr, die Tochter eines Zeug- und Zirkelschmiedes.
1836 erhielt Johann Keusch die Erlaubnis, in Krems an der Donau sein Gewerbe auszuüben. Seine Schmiede in der Unteren Landstraße 77 wurde bald zu klein, er übersiedelte in die spätere Oserfabrik in der Ufergasse. Aus einem neuen Stahl verfertigte er Schneidwerkzeuge.
1849 entwickelte Keusch aus dem Rebmesser der Weinhauer und der Gartenschere eine neue Rebschere. Am 18. März 1850 erhielt Johann Keusch ein k.k. Privileg für die Kremser Rebmesserschere auf 9 Jahre mit dem er die "1. Österreichische Rebscheren-Fabrik" betrieb. Die Rebschere wurde 1864 durch den Einbau einer Spiralfeder statt der bisherigen Flachfeder noch verbessert. 20 Gesellen erzeugten im Jahr bis zu 10.000 Stück. Beim Inlandsabsatz achtete er auf einen günstigen Preis zu je 90 Kreuzer, damit sich jeder Weinhauer die Rebschere leisten konnte. Der Absatzmarkt war aber auch im Bodenseegebiet sowie am Rhein, Schweiz und der Türkei.
Weitere Erfindungen von Johann Keusch: Neue Hauerhauhe (verlängerter Hals), Handschrotmühle, Sappschere zum Reisigschneiden, Rebveredlungszange, Messer-Gabel-Kombination für Linkshänder oder Einarmige, neue Methode zum Schweißen des Gußstahls.
Keusch war auch im Kremser Gemeindeausschuss vertreten, und er erntete bei Ausstellungen im In- und Ausland für seine Rebscheren, Weinbau- und Mühlwerkzeuge einen wahren Medaillenregen.
Das von ihm entwickelte Messer für Einarmige brachte bei der Pariser und der Wiener Weltausstellung sowie beim Sanitätskongress in Brüssel Belobigung und Anerkennung ein.
1867 wurde er von Kaiser Franz Josef mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet.
Von den Hauern verehrt, vom Kaiser für seine Preise auf nationalen Ausstellungen ausgezeichnet, starb Johann Keusch am 8. August 1877 in Krems im Alter von 68 Jahren. Im Kremser Weinbaumuseum wird an ihn erinnert.
Quellen: Schriftenreihe der Handelskammer N.Ö., Dr. Gustav Holzmann: Unternehmer aus Niederösterreich, Handwerker, Kaufleute und Industrielle aus 5 Jahrhunderten, Eigenverlag, 1967.
Zeitschrift "Das Waldviertel": 6. Jahrgang 1957, Nummer 9/10.
Hans Frühwirth: Krems - Straßen und Plätze. Pfarrmatrik Fels.
In der Zeitschrift "Österreichisches Botanisches Wochenblatt, 3. März 1853, III. Jahrgang, Nr. 9" findet man einen Artikel über die Rebmesserschere:
" - Langenlois, in Unter - Oesterreich, im Februar. - Es ist gewiss für jeden Weingartenbesitzer, für jeden Gärtner und Gartenfreund eine willkommene Nachricht, mit einem Werkzeug bekannt zu werden, welches zum Beschneiden der Weinreben, Bäume und Gesträuche ausgezeichnet gute Dienste leistet. Dieses nützliche Instrument ist die k. k. privilegirte Kremser Rebmesserschere, welche durch die Zweckmässigkeit der Construction und die vorzügliche Güte des Materials, aus welchem es in Krems verfertiget wird, sich die rühmliche Anerkennung von Seite der k. k. Landwirthafts-Gesellschaft in Wien durch Ertheilung der silbernen Medaille erworben hat. Die erfahrensten Oekonomen erklären es als das zweckmässigste Instrument zum Rebenschnitt und in den ausgedehnten Weinpflanzungen hiesiger Umgegend hat sich dessen Gebrauch mit Schnelligkeit allgemein verbreitet. Jeder Sachkundige wird durch einen Versuch zur vollen Ueberzeugung gelangen, dass mit dieser Rebmesserschere bei der Ersparung der halben Mühe und Zeit ein ausgezeichnet reiner Rebenschnitt erzielt wird.
K a l b r u n e r."